Hausgottesdienst am
09. November 2025
Weihetag der Lateranbasilika
( + Gedenken an die Reichspogromnacht)
Lied:Gl 893, 1-3: Jerusalem, du sel'ge Stadt…
Kreuzzeichen
evtl. Entzünden einer Osterkerze oder einer anderen Kerze
Gedanken zur Hinführung:
Der 9. November ist ein schicksalhafter Tag in der deutschen Geschichte. Am 9. November 1918 rief Philipp Scheidemann von einem Balkon des Reichstagsgebäudes die Republik aus. Am 9. November 1923 versuchte Adolf Hitler mit dem Marsch auf die Feldherrnhalle in München vergeblich einen Putsch gegen die damalige Reichsregierung. Am 9. November 1938 brannte in Deutschland jüdische Gotteshäuser, wurden jüdische Geschäfte zerstört und jüdische Mitbürger verhaftet, verletzt und auch umgebracht. Am 9. November 1989 fiel die Mauer, die unser Heimatland von August 1961 an getrennt hatte.
Wahrlich ein geschichtsträchtiger Tag. Liturgisch feiern wir heute den Weihetag der Lateranbasilika in Rom. Sie ist die eigentliche Kathedralkirche des Bischofs von Rom, von Papst Leo XIV. „Mutter und Haupt aller Kirchen“ - das ist der Ehrentitel, den diese Kirche trägt. Wie jedes Kirchweihfest will uns auch das heutige daran erinnern, dass wir alle als Getaufte und Gefirmte „lebendige Steine“ in diesem Bau der Kirche sein sollen.
Stimmen wir ein in das Lob Gottes:
Loblied:Gl 169, 1-3: Gloria, Ehre sei Gott...
Gebet:
Allmächtiger Gott,
Du erbaust Dir ein ewiges Haus aus lebendigen Steinen.
Mache Deine Kirche reich an Früchten des Geistes,
den Du ihr geschenkt hast,
und lass alle Gläubigen in ihm wachsen,
bis Dein ganzes Volk
im himmlischen Jerusalem angekommen ist
und teilhat an Deinem unvergänglichen Leben.
Darum bitten wir durch Jesus Christus, unseren Bruder und Herrn.
(Peter Köster - Gebete zur Feier der Eucharistie - S. 218)
Lesung aus dem 1. Brief des Apostels Paulus an die Korinther ( 1 Kor 3, 9c-11.16-17)
Ihr seid Gottes Bau. Der Gnade Gottes entsprechend, die mir geschenkt wurde, habe ich wie ein guter Baumeister den Grund gelegt; ein anderer baut darauf weiter. Aber jeder soll darauf achten, wie er weiterbaut. Denn einen anderen Grund kann niemand legen als den, der gelegt ist: Jesus Christus. Wisst ihr nicht, dass ihr Gottes Tempel seid und der Geist
Gottes in euch wohnt? Wer den Tempel Gottes verdirbt, den wird Gott verderben. Denn Gottes Tempel ist heilig, und der seid ihr.
Antwortgesang:Gl 478, 3+4: Die Kirche ist erbauet auf Jesus Christ allein
Halleluja:Gl 175, 4 oder 716
Aus dem Heiligen Evangelium nach Johannes (Joh 2, 13-2)
Das Pas - chafest der Juden war nahe und Jesus zog nach Jerusalem hinauf. Im Tempel fand er die Verkäufer von Rindern, Schafen und Tauben und die Geldwechsler, die dort saßen. Er machte eine Geißel aus Stricken und trieb sie alle aus dem Tempel hinaus, dazu die Schafe und Rinder; das Geld der Wechsler schüttete er aus und ihre Tische stieß er um.
Zu den Taubenhändlern sagte er: Schafft das hier weg, macht das Haus meines Vaters nicht zu einer Markthalle!
Seine Jünger erinnerten sich an das Wort der Schrift: Der Eifer für dein Haus verzehrt mich. Da stellten ihn die Juden zur Rede: Welches Zeichen lässt du uns sehen als Beweis, dass du dies tun darfst? Jesus antwortete ihnen: Reißt diesen Tempel nieder, in drei Tagen werde ich ihn wieder aufrichten. Da sagten die Juden: Sechsundvierzig Jahre wurde an diesem Tempel gebaut und du willst ihn in drei Tagen wieder aufrichten?
Er aber meinte den Tempel seines Leibes. Als er von den Toten auferstanden war, erinnerten sich seine Jünger, dass er dies gesagt hatte, und sie glaubten der Schrift und dem Wort, das Jesus gesprochen hatte.
oder: In leichter Sprache:
Jesus lebte vor 2000 Jahren. Vor 2000 Jahren waren viele Sachen anders. Zum Beispiel das Haus zum Beten. Das Haus zum Beten hieß Tempel. Im Tempel konnten die Menschen nahe bei Gott sein. Viele Menschen gingen in den Tempel. Die Menschen wollten nahe bei Gott sein. Und Gott etwas schenken. Viele Menschen wollten Gott ein Tier schenken.
Zum Beispiel ein Schaf. Oder eine Kuh. Oder eine Taube. Die Menschen konnten im Tempel die Tiere kaufen: Die Kühe und Schafe waren im Tempel festgebunden. Die Tauben waren im Taubenkäfig. Die Verkäufer von den Tieren verdienten viel Geld.
Die Tiere im Tempel machten viel Krach. Keiner konnte leise beten. Und mit Gott sprechen.
Einmal kam Jesus in den Tempel. Jesus wollte beten. Jesus wollte mit seinem Vater im Himmel sprechen. Aber überall standen Kühe. Und Schafe. Und Tauben im Taubenkäfig.Und Tische. Und das viele Geld von den Verkäufern. Überall war Krach.Das alles machte Jesus traurig. Und wütend. Weil keiner mit Gott sprechen konnte.
Jesus tobte. Jesus jagte die Tiere und die Verkäufer aus dem Tempel raus. Und warf das viele Geld auf den Boden. Und schubste alle Tische um. Jesus schrie: Bringt die Taubenkäfige weg. Macht alles sauber. Der Tempel ist zum Beten. Der Tempel ist das Haus für Gott. Gott ist mein Vater im Himmel. Ihr macht das Haus von meinem Vater zu einem Supermarkt.
Einige Leute fragten Jesus: Darfst du so herumtoben? Jesus sagte zu den Leuten: Ihr macht den Tempel kaputt. Ich baue den Tempel in drei Tagen wieder auf. Dieser Satz war für die Leute schwer zu verstehen. Die Leute dachten: Jesus spinnt. Die Leute lachten Jesus aus.Die Leute sagten: Das schaffst du nie. Du kannst den Tempel nicht in drei Tagen aufbauen.Du brauchst mindestens 46 Jahre zum Tempelbauen. Die Freunde von Jesus hörten Jesus gut zu. Die Freunde konnten Jesus auch nicht verstehen. Aber die Freunde dachten nach.Die Freunde überlegten, was Jesus meinte. Eines Tages konnten die Freunde den Satz von Jesus doch verstehen. Das war, als Jesus von den Toten auferstanden war.Da wussten die Freunde: Jesus ist selber ein Tempel für Gott. Bei Jesus können die Menschen nahe bei Gott sein. Jesus war tot. Da war Jesus wie ein kaputter Tempel.Nach drei Tagen ist Jesus auferstanden. Da war Jesus wie ein neu gebauter Tempel.Jetzt können die Menschen wieder zu Jesus gehen. Jesus ist wie ein neu gebauter Tempel.
© katholisches bibelwerk
Lied:Gl 450: Gottes Wort ist wie Licht in der Nacht...
Predigtgedanken:
Zu einem Kirchweihfest fällt einem vielleicht nicht als allererstes das Evangelium von der Tempelreinigung ein. Eher denken wir vielleicht an das Petrusbekenntnis in Cäsarea Philippi, das in die Worte mündet, die sich auch in der Kuppel des Petersdoms finden: Du bist Petrus, der Fels und auf diesen Fels werde ich meine Kirche bauen. Oder wir denken an die Zachäusgeschichte, die in dem Satz gipfelt: Heute ist diesem Haus Heil widerfahren.
Doch der Zusammenhang erschließt sich, wenn wir auf die Bemerkung schauen: Er aber meinte den Tempel seines Leibes. Dieses Wort schlägt den Bogen zum 1. Korintherbrief, der uns darauf verweist: Ihr seid Gottes Bau...Wisst ihr nicht, dass ihr Gottes Tempel seid und der Geist Gottes in euch wohnt?
Es geht um die Kirche aus lebendigen Steinen, die immer wieder der Reinigung, der Erneuerung bedarf. Sowohl als Einzelnem als auch als Gemeinschaft.
Ist es mir, ist es uns immer bewusst, dass wir Gottes Tempel sind und dass der Geist Gottes in uns wohnt? Es gibt viele Möglichkeiten, diesen Tempel zu verunreinigen. Manchmal denken, reden oder handeln wir geistlos, geben den Ungeistern unserer Zeit Raum in unserem Leben. Wir pflegen Vorurteile, richten, verurteilen. Wir lassen uns manipulieren von Meinungsmachern, von Scharfmachern, geben der Hetze nach, die in unserem Umfeld grassiert. Wir sind nicht immer bereit zur Versöhnung. Öfters verharren wir in unseren Konflikten. Wir sind anfällig für schlechte Gedanken, begeben uns in Abhängigkeiten, verfallen der einen oder anderen Sucht. Wir hegen und pflegen unsere Egoismen.
Auch vor 87 Jahren brach sich diese Geistlosigkeit Bahn, als Synagogen und jüdische Gebetshäusern niedergebrannt oder geschändet wurden, als jüdische Mitbürgerinnen und Mitbürger, verhaftet, deportiert oder sogar umgebracht wurden. Der evangelische Pfarrer Martin Niemöller fand in diesem Zusammenhang einmal die Worte:
Als die Nazis die Kommunisten holten, habe ich geschwiegen; ich war ja kein Kommunist.
Als sie die Gewerkschaftler holten, habe ich geschwiegen, ich war ja kein Gewerkschaftler.
Als sie die Juden holten, habe ich geschwiegen, ich war ja kein Jude.
Als sie mich holten, gab es keinen mehr, der protestieren konnte.
Diese Worte machen nachdenklich. Sie rufen uns auf zur Wachsamkeit, denn auch in unseren Tagen und unseren Breiten erleben wir wieder einen Hang zur Abschottung, zur Ausgrenzung, leben Vorurteile wieder auf, brechen sich Vorverurteilungen wieder Bahn.
Der Geist Jesu war geprägt von Offenheit, von Toleranz, Menschenfreundlichkeit, Vergebungsbereitschaft, Barmherzigkeit. Wenn dieser Geist Gottes, der Geist Jesu in uns wohnen soll, damit wir Tempel Gottes werden und sein können, dann müssen wir im Grunde auch all dem Raum geben, wofür dieser Geist Jesu steht.
Ansonsten wäre es an der Zeit, selbst wieder einmal Hand anzulegen und mit einer erneuten Reinigungsaktion zu beginnen, auszuräumen und auszumisten, was sich an unguten, unheilvollen und unheiligen Gedanken und Gewohnheiten in unserem Leben eingenistet hat.
Die Reinigung, die Erneuerung der Kirche beginnt immer bei jedem und jeder einzelnen.
Die Theologin Heike Helmchen- Menke schreibt in der jüngsten Ausgabe der zeitschrift „Christ in der Gegenwart“ zu den heutigen Schrifttexten: Jede einzelne Person ist ein lebendiger Baustein - und ist gefragt, wie das Leben in unserer Gesellschaft christlich durchdrungen bleiben kann: im Menschenbild, im Dienst für Frieden und Schöpfung, im ehrenamtlichen Engagement, in den Werten, im Rechtssystem oder in Kunst und Kultur.
Für Familien mit Kindern:
Es gibt Gotteshäuser aus echten Steinen. Wir nennen sie Dom oder Pfarrkirche oder Kapelle. Dort treffen sich Menschen, um allein für sich oder gemeinsam zu beten, zu singen und Gottesdienst zu feiern. Die Heilige Schrift spricht aber auch immer wieder von der Kirche aus lebendigen Steinen. Das sind wir alle. Mit unserer Taufe haben wir den Heiligen Geist empfangen. Damit wohnt Gott auch in uns selber. Das sollen wir zeigen, indem wir versuchen, wie Jesus zu leben und miteinander umzugehen: verständnisvoll, rücksichtsvoll, freundlich und hilfsbreit. So zeigen wir im Kleinen, dass Gott unter uns lebt und wirkt.
Glaubensbekenntnis:Wir dürfen gemeinsam unseren Glauben bekennen:
sprechen oder singen: Gl 790, 1-4: Ich glaube an den Vater...
Fürbittgebet
Die Fürbitten sind unser Gebet für die anderen. Es bedarf nicht vieler Worte, denn Gott kennt uns und weiß schon zuvor, worum wir bitten wollen.
Wir können Fürbitten aussprechen, manchmal reicht es, die Namen derer laut auszusprechen, die man Gott ans Herz legen will. Wir dürfen auch beten für verstorbene Freunde und Angehörigen. Wir dürfen Gott unsere Bitten aber auch still anvertrauen.
Als Antwortruf eignen sich: Gl 182 oder Gl 817
oder:
Herr Jesus Christus, du bist unsere Zuflucht und Stärke, Helfer und Heil in allen Nöten. Wir bitten dich:
➢ Für alle Opfer der Reichspogromnacht 1938, derer wir heute besonders gedenken und für alle, die aktuell unter der antisemitischen Stimmung leiden.
➢ Für alle, die auftreten gegen Menschenhass und Gewalt und für alle, die auftreten für Frieden und Versöhnung.
➢ Für Papst Leo, unseren Bischof Franz und für alle, die in Deiner Kirche Verantwortung übernehmen für ein gelingendes Miteinander.
➢ Für alle, die sich als lebendige Steine einbringen in ein fruchtbares Gemeindeleben.
➢ Für unsere Verstorbenen: Um ewige Freude und ewiges Leben bei dir.
Herr, unser Gott. In deinem Sohn Jesus Christus hast du uns einen guten Wegbegleiter geschenkt. Wir danken Dir für ihn, für das Vorbild seines Lebens und Wirkens, heute und alle Tage unseres Lebens.(Nach: Gottesdienst 18-2025)
Hinführung zum Vater unser: Herr Jesus Christus, in Verbundenheit mit der Kirche in der ganzen Welt beten wir gemeinsam und voll Vertrauen mit deinen Worten:
Vater unser…(Nach: Laacher Messbuch 2025)
Lied:Gl 479, 1-3: Eine große Stadt ersteht…
Zum Nachdenken:
Unsere Hoffnung sind junge Menschen,
die nicht zufrieden sind mit dem, was ist,
sondern vielmehr träumen von einer Welt,
wo Hände teilen und worte Wahrheit sdind.
Unsere Hoffnung sind Familien,
wo Gemeinschaft und Geborgenheit erfahren wird.
Unsere Hoffnung ist,
dass Menschen ihre konflikte nicht mit Gewalt lösen.
Dass immer mehr Frieden wird auf der Welt,
Friede in den Familien,
Friede unter Nachbarn und
Friede zwischen den Völkern.
Unsere Hoffnung ist,
dass der Mensch wieder lernt,
für diese Erde ein guter Gärtner zu sein,
ein Hüter des Lebens,
einer, der behutsam umgeht mit allem,
was wächst und lebt.
Unsere Hoffnung ist eine Kirche,
die die Sorgen der Mewnschen versteht und ihre Sprache spricht.
Eine Kirche, die nicht mehr gespalten und zerrissen ist.
Unsere Hoffnung ist die Kirche als Ort der Verheißung,
dass Gott bis zum ende mit uns Menschen geht. (Pastoralamt der Erzdiözese Wien)
Gebet:
Herr, unser Gott,
Du hast uns auf verborgene und geheimnisvolle Weise
in der Kirche auf Erden
ein Abbild des himmlischen Jerusalems geschenkt.
Lass uns tiefer erkennen,
dass wir Gottes Tempel sind
und der Geist Gottes in uns wohnt.
Darum bitten wir durch Jesus Christus,
unseren Bruder und Herrn (Peter Köster - Gebete zur Feier der Eucharistie - S. 219)
Segen:
So segne uns und alle, die uns nahe sind, der allmächtige und barmherzige Gott -
der Vater und der Sohn und der Heilige Geist.
Singet Lob und Preis - Dank sei Gott, dem Herrn!
Schlusslied:Gl 380, 1+2: Großer Gott...
