Karsamstag - Tag der Grabesruhe Jesu.

Für viele ist es auch der Tag der letzten Vorbereitungen für die Osterfeiertage - auch wenn die Gestaltung der Ostertage in diesem Jahr sicherlich anders ausfallen wird als sonst. In vielen Kirchen ist von Karfreitagabend bis zur Osternachtsfeier ein „Heiliges Grab“ gestaltet, das einlädt zum Innehalten und Gebet. Viele besuchen an den Kar- und Ostertagen auch die Gräber von Angehörigen und Freunden. An einem Grab zu stehen, das kann die unterschiedlichsten Reaktionen auslösen: Da können alte Wunden wieder aufbrechen, Trauer kann einen überfallen. Da kann ich in Dankbarkeit zurück denken an gemeinsam verlebte Zeit, gemeinsam gemachte Erfahrungen. Es gibt Menschen - ich gehöre dazu -, die treten an einem Grab ab und zu in Dialog mit dem Verstorbenen. Ob zuhause oder bei einem Besuch einer Kirche mit einem Heiligen Grab: Der heutige Karsamstag lädt uns dazu ein, mit Jesus ins Gespräch zu kommen. Wir dürfen ihm anvertrauen, was uns bedrückt, dürfen ihm erzählen von unerfüllten Hoffnungen, die wir jüngst oder schon vor längerer Zeit „begraben“ mussten; dürfen ihm erzählen von Abschieden, die wir immer noch nicht verwunden und verarbeitet haben; von Erfahrungen von Trauer, die uns immer noch keine Ruhe finden lässt. Wir dürfen ihm aber auch unseren Dank sagen für vieles, was Trauer und Tod überdauert oder wo sich in meinem Leben aus einem Abschied und einem Verlust etwas ganz Neues entwickelt hat, wo etwas Neues wachsen konnte und durfte. Ich darf ihm die Menschen anvertrauen, die mir schon vorausgegangen sind und von denen ich hoffe, sie einmal in irgendeiner Weise wieder zu sehen. Karsamstag - nicht nur Tag der letzten Vorbereitungen, vielmehr Tag des Innehaltens, des Still - Werdens, des Aushaltens von Trauer und Schmerz oder auch dankbarer Erinnerung.