Ein Impuls: Fällt Ostern aus? (von Peter Michaeli)

„Ostern fällt dieses Jahr aus!“, so sagen viele. Ja, es stimmt, die großen Gottesdienste der Kar- und Ostertage können nur ohne Gemeinde stattfinden. Für einige sind die Übertragung der Feiern im Fernsehen bzw. Internet oder Hausgottesdienste eine Alternative, für andere aber nicht.

Egal, wie man mit diesen Bedingungen umgeht, eines ist spannend: Die Tage von Gründonnerstag bis Ostern haben auch 2020 ihren Platz, nicht nur in Kirchen und medialen Räumen und nicht zu einem festgelegten Datum. Schauen wir näher hin:

- Am Gründonnerstag hören wir im Evangelium, wie Jesus seinen Jüngern die Füße gewaschen hat; freiwillig hat er einen niedrigen Dienst der persönlichen Zuwendung auf sich genommen. Wie viele Menschen leisten in diesen Tagen den Dienst der „Fußwaschung“ - in den Krankenhäusern, Pflegeeinrichtungen und in vielen sozialen Diensten. Zeigen wir ihnen unseren Respekt und unsere Dankbarkeit!

- Der Blick auf das Kreuz steht am Karfreitag im Mittelpunkt. Das Kreuz unserer Tage heißt für immer mehr Menschen Erkrankung mit schweren oder sogar lebensgefährdenden Symptomen, Sorge um alte und kranke Angehörige, banger Blick auf die weitere Entwicklung. Aber auch ohne die Corona-Pandemie tragen Menschen weiter ihr Kreuz in den Kriegs- und Hungergebieten unserer Erde, in Flüchtlingslagern und Elendsvierteln. Wie leben wir Solidarität?

- Den Karsamstag nehmen wir sonst gar nicht als besonderen Tag wahr. Es ist aber der einzige Tag im Jahr, an dem auch in normalen Zeiten kein Gottesdienst gefeiert wird - der Tag der Grabesruhe ist der alljährliche kirchliche Shutdown. Karsamstag erleben wir zur Zeit in weiten Teilen unseres Lebens - Ausgangsbeschränkungen, Verzicht auf normale Kontakte, Absage von vielen Tätigkeiten (auch beruflich), die unserem Leben oft Freude, zumindest aber Sinn und Struktur geben. Wie leben wir damit, vieles auf einmal nicht tun zu können? Was macht unser Leben jenseits von Leistung und Vergnügen aus?

- Und dann kommt Ostern - endlich! Aber wann können wir Auferstehung erfahren, das volle Leben wieder ganz genießen? Wann kommt der Ausstieg aus den Beschränkungen? Das ist der Fakt: Diese Ostererfahrung können wir anders als das übliche Osterfest nicht terminieren. Wir wissen alle nicht, wann und wie wir aus diesen Zeiten der Einschränkung und der Angst wieder auftauchen können. Auf Ostern zugehen heißt nicht und mehr und nicht weniger als eine Hoffnung haben. Von Auferstehung reden - das geht nur im Nachhinein. „Wir staunen rückwärts“, so hat es ein schlauer Kopf formuliert. So hoffe ich für uns alle, die wir in dieser Krise stecken, auf österliche Zeiten. Und dann werden wir hoffentlich als Gesellschaft einmal feststellen: Alles das war nicht umsonst - wir haben etwas gelernt, worauf es im Leben ankommt.

So wünsche ich Ihnen und euch allen mit einem anderen Akzent als üblich: Gesegnete Kar- und Ostertage!

Peter Michaeli, Pastoralreferent