Hausgottesdienst am
3. Sonntag im Jahreskreis C
23. Januar 2022
Lied: Gl 148, 1-3: Komm her, freu dich mit uns...
Kreuzzeichen
evtl. Entzünden einer Kerze
Gedanken zur Hinführung:
Wir wollen Gottesdienst feiern am Ende einer Woche, die die katholische Kirche in Deutschland in einem dunklen Licht zurücklässt. Die Veröffentlichung des Missbrauchsberichts der Erzdiözese München-Freising hat bei vielen wieder Erschütterung und Sprachlosigkeit ausgelöst. Es fällt schwer, in das Lob Gottes einzustimmen. Dennoch wenden wir uns an IHN, von dem wir hoffen, dass er uns in seinem Geist den richtigen Weg durch diese bedrückenden Erfahrungen weist:
Gl 169, 1-3: Gloria, Ehre sei Gott…
Gebet:
Guter Gott,
wir wollen und von Neuem an Jesus von Nazaret erinnern:
an sein Leben,
an das, was er gesagt und getan hat,
an seine Liebe und seine konsequente Haltung bis in den Tod.
Wir bitten dich:
Hilf uns im Geiste Jesu zu leben
und seine Frohe Botschaft zum Maßstab unseres gemeinsamen Christseins zu machen.
So bitten wir durch ihn, Jesus Christus, unseren Bruder und Herrn
(nach: Bitten und Gebete - Edition Exodus - S. 70)
Halleluja: Gl 174,1 oder 716
Aus dem Heiligen Evangelium nach Lukas (Lk 1,1-4; 4,14-21)
Schon viele haben es unternommen, einen Bericht über all das abzufassen, was sich unter uns ereignet und erfüllt hat. Dabei hielten sie sich an die Überlieferung derer, die von Anfang an Augenzeugen und Diener des Wortes waren. Nun habe auch ich mich entschlossen, allem von Grund auf sorgfältig nachzugehen, um es für dich, hochverehrter Theophilus, der Reihe nach aufzuschreiben. So kannst du dich von der Zuverlässigkeit der Lehre überzeugen, in der du unterwiesen wurdest.
Jesus kehrte, erfüllt von der Kraft des Geistes, nach Galiläa zurück. Und die Kunde von ihm verbreitete sich in der ganzen Gegend. Er lehrte in den Synagogen und wurde von allen gepriesen. So kam er auch nach Nazaret, wo er aufgewachsen war, und ging, wie gewohnt, am Sabbat in die Synagoge. Als er aufstand, um aus der Schrift vorzulesen, reichte man ihm das Buch des Propheten Jesaja. Er schlug das Buch auf und fand die Stelle, wo es heißt:
Der Geist des Herrn ruht auf mir; denn der Herr hat mich gesalbt. Er hat mich gesandt, damit ich den Armen eine gute Nachricht bringe; damit ich den Gefangenen die Entlassung verkünde und den Blinden das Augenlicht; damit ich die Zerschlagenen in Freiheit setze und ein Gnadenjahr des Herrn ausrufe. Dann schloss er das Buch, gab es dem Synagogendiener und setzte sich. Die Augen aller in der Synagoge waren auf ihn gerichtet. Da begann er, ihnen darzulegen: Heute hat sich das Schriftwort, das ihr eben gehört habt, erfüllt.
oder in leichter Sprache:
Vor langer Zeit lebte ein Mann. Der Mann hieß Lukas. Lukas hat viel über Jesus gehört.
Lukas fand alles sehr spannend. Darum hat Lukas über Jesus ein Buch geschrieben. Alle Freunde von Gott lesen das Buch von Lukas.
Jesus war ein erwachsener Mann geworden. Jesus erzählte allen Menschen von Gott. Die Menschen spürten: Jesus ist etwas ganz Besonderes.
Einmal ging Jesus in eine Synagoge. Die Synagoge ist ein Gemeinde-Haus. In der Synagoge beten die Menschen zusammen. Oder die Menschen lesen in der Bibel.
Oder diskutieren über Gott. Oder hören einen Vortrag über Gott.
In der Synagoge sollte Jesus aus der Bibel vorlesen. Und die Bibel-Stelle erklären.
Jesus öffnete die Bibel. Jesus fand eine Bibel-Stelle. Die Bibel-Stelle heißt so:
Ich komme von Gott. Gott hat mir den Heiligen Geist gegeben. Gott hat mich zu euch geschickt. Damit ich euch die frohen Dinge von Gott erzähle. Damit die Gefangenen wieder frei werden. Damit die Blinden das Augenlicht wieder bekommen. Und damit für alle eine frohe Zeit beginnt.
Jesus machte die Bibel wieder zu. Alle Leute waren gespannt, wie Jesus die Bibel-Stelle erklärt. Jesus fing an zu erklären. Jesus sagte:
Ihr habt die Bibel-Stelle gehört. Was ihr gehört habt, passiert gerade jetzt. Bei euch.
(Bibel in leichter Sprache)
Lied: Gl 450: Gottes Wort ist wie Licht in der Nacht…
Predigtgedanken:
12% - das ist der Wert an Vertrauen, der nach einer Forsa-Umfrage zur Jahreswende der katholischen Kirche in Deutschland noch entgegengebracht wird. Ich fürchte, nach diesem Donnerstag wird der Wert nochmals sinken. Die Anfragen nach Kirchenaustritt hat zumindest seit Donnerstag in der Stadt München deutlich zugenommen. In etwa haben wir ja schon seit 10 Jahren über die Dimension des Missbrauchsskandals Bescheid gewusst, aber je konkreter die Informationen werden, umso mehr Betroffenheit, Ernüchterung und Fassungslosigkeit lösen sie aus. Über Jahrzehnte wurde von den Verantwortlichen in den Bistumsleitungen immer wieder vertuscht, weg gesehen und versucht, Schaden allein von der Kirche fern zu halten. Den Opfern wurde nicht geglaubt, sie wurden nicht gehört, sie wurden im Stich gelassen mit diesen traumatisierenden Erfahrungen. Als Priester in dieser katholischen Kirche fühle ich Scham. Es macht mich betroffen, was in dieser „meiner“ Kirche unter dem Deckmantel der Frohen Botschaft an Leid zugefügt worden ist und leider auch immer noch wird. Jesus kam, um den Armen eine Frohe Botschaft zu bringen und in seinem Namen wurden Kinder und Jugendliche verängstigt und traumatisiert. Jesus kam um Gefangenen die Entlassung zu verkünden und in seinem Namen wurden Kinder und Jugendliche gefangen in Angst, in Albträumen und psychischer Verstörung. Jesus kam, um Blinden das Augenlicht zu schenken und hier haben Verantwortliche weg geschaut, die Augen verschlossen vor den notwendigen Konsequenzen. Mir persönlich steht es nicht zu, über einzelne Personen zu urteilen. Aber ich wünsche mir, dass diese schmerzliche und leidvolle Problematik nun endlich ernsthaft angegangen und aufgearbeitet wird; vor allem im Interesse der Opfer und dies sowohl kirchlich wie gesamtgesellschaftlich. Es kann und darf nicht so weitergehen wie bisher. Wie können wir erwarten, dass Eltern uns ihre Kinder auch in Zukunft in der Kinder - und Jugendarbeit anvertrauen, wenn wirnicht gewährleisten können, dass sie sich in einem wirklich geschützten und geborgenen Umfeld befinden? Wo und wie soll neues Vertrauen wachsen, wenn die berechtigten Gründe für das Misstrauen nicht behoben und aus der Welt geschafft werden? Ich bin - bei allen Negativerfahrungen und Enttäuschungen - auch nach 34 Dienstjahren in dieser Kirche davon überzeugt, dass wir den Menschen wirklich etwas zu sagen und mitzugeben haben. Diese Frohe Botschaft Jesu und die Botschaft der ganzen Heiligen Schrift kann Orientierung für ein sinnerfülltes, gelingendes Leben sein, kann Halt geben, kann Stütze sein, kann ein gutes Ziel für das eigene Leben vor Augen stellen, kann helfen eine gerechte, versöhnte Welt zu gestalten. Dann muss sie aber auch als froh machende Botschaft erlebbar und erfahrbar sein. Dann darf sie nicht verdunkelt werden von Missbrauch, Zwang, Angst, Demütigung und Einschüchterung.Es liegt ein langer steiniger Weg vor allem vor den Verantwortlichen in den Bistumsleitungen und in der Leitung der Kirche weltweit, in deren Hände es liegt, überzeugend und glaubwürdig diese Fälle aufzuarbeiten, damit die geschlagenen seelischen Wunden wirklich heilen können.
Für Familien mit Kindern:
Es ist gut, wenn Geschichten aufgeschrieben werden, damit sie nicht verloren gehen und viele Menschen sie kennenlernen. werden Geschichten nur weitererzählt, wird oft etwas vergessen oder auch hinzugedichtet. Hast du eine Lieblingsgeschichte aus der Bibel?... Mach doch einen kleinen Versuch: Erzähle deine Geschichte mit deinen Worten... und dann lässt du sie dir aus der Bibel noch vorlesen... Hast du an alles gedacht? Vielleicht magst du ja noch eine neue Geschichte kennenlernen?
Jesus, ich bin dankbar, dass die Geschichten über dich aufgeschrieben wurden. So kann ich vieles von dir erfahren. Das finde ich spannend. amen
(dkv - Mein Sonntagsblatt 2019)
Lied: Gl 449, 1+2: Herr, wir hören auf dein Wort...
Fürbittgebet
Die Fürbitten sind unser Gebet für die anderen. Es bedarf nicht vieler Worte, denn Gott kennt uns und weiß schon zuvor, worum wir bitten wollen. Wir können Fürbitten aussprechen, manchmal reicht es, die Namen derer laut auszusprechen, die man Gott ans Herz legen will, . Wir dürfen Gott unsere Bitten aber auch still anvertrauen. Als Antwortruf eignen sich: Gl 182 oder Gl 817
oder:
Herr Jesus Christus, mit unseren Fragen und Sorgen, mit der Erfahrung von Ohnmacht und Hilflosigkeit kommen wir zu dir und bitten dich:
• Für die weltweiten Opfer sexuellen Missbrauchs, dass sie gehört und gesehen werden und ihnen Hilfe gewährt wird, diese schlimmen Erfahrungen zu überwinden.
• Für alle, die auf dieser Welt Armut in ihrer vielfältigen Form erfahren, dass sie von Neuem teilhaben können am Leben der Gesellschaft.
• Für alle, die Unfreiheit erfahren durch Krankheit, Gewalt und Krieg, dass sie neu aufleben dürfen.
• Für alle, die mit Blindheit geschlagen sind, dass ihnen die Augen geöffnet werden und sie die Wirklichkeit erkennen können.
• Für alle, die sich für Menschen auf der Schattenseite des Lebens einsetzen, dass sie dabei nicht müde und mutlos werden.
• Für alle, die sich im ökumenischen Geist um eine Annäherung der Konfessionen bemühen, dass sie Wege zueinander finden.
• Für alle unsere Verstorbenen, die uns vorausgegangen sind in die Gemeinschaft mit dem Vater.
Herr, unser Gott! Komm uns mit deiner Gnade und deinem Erbarmen zu Hilfe. Allein können wir nichts vollbringen. Wende dich uns von neuem zu und zeige uns den richtigen Weg durch diese Zeit. Darum bitten wir durch Jesus Christus, unseren Bruder und Herrn.
Vater unser: Herr Jesus Christus, durch den Heiligen Geist wurden wir zu Söhnen und Töchtern Gottes, zu deinen Schwestern und Brüdern. Mit deinen Worten wollen wir beten: Vater unser...
Lied: Gl 409, 1+4: Singt dem Herrn ein neues Lied...
Gebet:
Guter Gott,
wir sind froh um dein Wort, das unserem Leben Orientierung bietet.
In deinem Geist können wir Verantwortung übernehmen für diese Erde
und für ein gerechtes und friedliches Zusammenleben der Menschen.
Begleite uns auf diesem Weg in guten und in schlechten Tagen.
Darum bitten wir durch Jesus Christus, unseren Bruder und Herrn.
(nach: Bitten und Gebete - Edition Exodus - S. 70/71)
Segen
Du sollst mutig weitergehen,
wenn ein schweres Kreuz dir die Schultern drückt
und wenn der Berg vor dir unbezwingbar scheint
und selbst das Licht der Hoffnung unsichtbar scheint.
Gott schaut auf dich, um dich zu behüten.
( Irische Segenswünsche für jeden Anlass - benno - S. 104)
So segne uns und alle, die uns nahe sind, der allmächtige und barmherzige Gott - der Vater und der Sohn und der Heilige Geist.
Singet Lob und Preis - Dank sei Gott, dem Herrn!
Lied: Gl 451,1+2: Komm, Herr, segne uns...
