logo st benedikt

Gründonnerstag
Häusliche Agapefeier im Kreis der Familie

Vorbereiten: Gedeckter Tisch - Leuchter mit neuer Kerze (wenn vorhanden: Siebenarmiger Leuchter mit neuen Kerzen) - Fladenbrot - Wein und/oder Traubensaft - Becher nach Anzahl der teilnehmenden Personen - „Gotteslob“ für alle Teilnehmenden

Zur festgesetzten Uhrzeit versammeln sich alle um den Tisch. Soweit es allen möglich ist, bleiben alle noch stehen.

Eingangslied: Gl 474, 1+4+5: Wenn wir das Leben teilen...oder Gl 282,1-3: Beim letzten Abendmahle...

Entzünden des Festlichts: Die Kerze/ Der siebenarmige Leuchter wird entzündet.

Derjenige/ Diejenige spricht:
Gepriesen bist du, Herr, unser Gott, der du das Licht erschaffen und es uns geschenkt hast.

- Alle setzen sich -

Gebet:
Gott, unser Vater,
in dieser Nacht führst du uns zur Gemeinschaft zusammen,
so wie sich einst Jesus mit seinen Jüngern versammelt hat.
In dieser Nacht hält er das Abendmahl - auch mit uns.
In dieser Nacht ist er uns auf unsichtbare Weise gegenwärtig.
In dieser Nacht bist du, Gott, mitten unter uns
durch deinen Sohn Jesus Christus, unseren Bruder und Herrn.
(Remmert, Hans-Joachim - Das große Werkbuch Fastenzeit und Ostern - Herder - 2011 - S. 142)

Schrifttext: 1 Kor 11,23-26
Denn ich habe vom Herrn empfangen, was ich euch dann überliefert habe: Jesus, der Herr, nahm in der Nacht, in der er ausgeliefert wurde, Brot, sprach das Dankgebet, brach das Brot und sagte: Das ist mein Leib für euch. Tut dies zu meinem Gedächtnis! Ebenso nahm er nach dem Mahl den Kelch und sagte: Dieser Kelch ist der Neue Bund in meinem Blut. Tut dies, sooft ihr daraus trinkt, zu meinem Gedächtnis! Denn sooft ihr von diesem Brot esst und aus dem Kelch trinkt, verkündet ihr den Tod des Herrn, bis er kommt.
oder:
Mt 26, 17-29
Am ersten Tag des Festes der Ungesäuerten Brote gingen die Jünger zu Jesus und fragten: Wo sollen wir das Pas - chamahl für dich vorbereiten? Er antwortete: Geht in die Stadt zu dem und dem und sagt zu ihm: Der Meister lässt dir sagen: Meine Zeit ist da; bei dir will ich mit meinen Jüngern das Pas - chamahl feiern. Die Jünger taten, wie Jesus ihnen aufgetragen hatte, und bereiteten das Pas - chamahl vor. Als es Abend wurde, begab er sich mit den zwölf Jüngern zu Tisch. Und während sie aßen, sprach er: Amen, ich sage euch: Einer von euch wird mich ausliefern. Da wurden sie sehr traurig und einer nach dem andern fragte ihn: Bin ich es etwa, Herr? Er antwortete: Der die Hand mit mir in die Schüssel eintunkt, wird mich ausliefern. Der Menschensohn muss zwar seinen Weg gehen, wie die Schrift über ihn sagt. Doch weh dem Menschen, durch den der Menschensohn ausgeliefert wird! Für ihn wäre es besser, wenn er nie geboren wäre. Da fragte Judas, der ihn auslieferte: Bin ich es etwa, Rabbi? Jesus antwortete: Du sagst es. Während des Mahls nahm Jesus das Brot und sprach den Lobpreis; dann brach er das Brot, reichte es den Jüngern und sagte: Nehmt und esst; das ist mein Leib. Dann nahm er den Kelch, sprach das Dankgebet, gab ihn den Jüngern und sagte: Trinkt alle daraus; das ist mein Blut des Bundes, das für viele vergossen wird zur Vergebung der Sünden. Ich sage euch: Von jetzt an werde ich nicht mehr von dieser Frucht des Weinstocks trinken, bis zu dem Tag, an dem ich mit euch von Neuem davon trinke im Reich meines Vaters.

Lied: Gl 378,1-3: Brot, das die Hoffnung nährt… oder Gl 281,1+2: Also sprach beim Abendmahle...(Melodie ist: Singt dem König Freudenpsalmen…)

Stille - für freie Fürbitten

Vater unser - evtl. gesungen

Segensgebet über Brot und Wein (Traubensaft):
Gepriesen bist du, Herr, unser Gott,
Schöpfer der Welt.
Du schenkst uns das Brot:
die Frucht der Erde
und der menschlichen Arbeit.
Schenke in deiner Güte allen Menschen,
was sie zum Leben brauchen.
Gepriesen bis du, Herr, unser Gott,
Schöpfer der Welt.
Du schenkst uns den Wein:
die Frucht des Weinstocks
und der menschlichen Arbeit.
Lass uns erfahren,
dass du der Gott bist,
der die Herzen der Menschen froh macht.
Wir danken dir heute abend:
Du stiftest in diesem Mahl
Gemeinschaft mit dir und untereinander.
Wir freuen uns, dass dein Sohn Jesus von Nazaret
uns nahe ist.
Wir freuen uns über den Heiligen Geist,
der in unserer Mitte wirkt,
wenn wir von dir sprechen,
dich preisen,
dich erfahren -
den lebendigen Gott.
Wir bitten dich jetzt:
Segne all diese guten Gaben,
Zeichen deiner Güte und Zuwendung.
Und segne uns.
Amen
(Aus Georg Schwikart - Materialbuch Fastenzeit, Ostern und Pfingsten - Grünewald - S. 72)

Lied: Gl 445, (3x): Ubi caritas et amor...
- Wir teilen Brot und Wein (Traubensaft) miteinander und können miteinander ins Gespräch kommen z.B. zu den Fragen: Was heißt für mich Abschied nehmen, loslassen? Was lässt mich Vertrauen in die Zukunft finden? Oder sonst ein Thema, das mich gerade beschäftigt...

Gebet:
Herr Jesus Christus,
dieses Brot ist das Zeichen:
Einmal muss das Fest kommen,
das Fest der großen Einheit,
das Fest der großen Vielfalt.
Einmal muss das Fest kommen
an dem großen Tisch der Welt,
der zum Himmel wurde,
an dem großen Tisch,
an dem niemand fehlt,
bei dem großen Mahl,
bei dem sich keiner abmeldet,
weil er etwas Besseres oder Wichtigeres zu tun hat.
Einmal muss der Tag doch kommen!
Von dieser Hoffnung leben wir,
und darum sind wir hier zusammen,
weil wir auf den Tag hin verwandelt werden wollen:
fähig werden wollen für dieses Fest,
einig werden wollen zu diesem Mahl,
Schritt für Schritt einander entgegen.
Deshalb sei du uns gegenwärtig,
Gott, du Quelle und Ziel unseres Lebens,
durch Jesus Christus, deinen Sohn,
an dem wir Anteil haben in Brot und Wein,
im Heiligen Geist, dem Geist der Liebe,
der herrscht über allen Tod hinaus
bis in alle Ewigkeit.
( Aus: Hans - Joachim Remmert: Das große Werkbuch Fastenzeit und Ostern S. 151)

Lied: Gl 453,1-3: Bewahre uns, Gott…

Segensbitte:
Der Herr segne uns und behüte uns!
Der Herr lasse sein Angesicht leuchten über uns und sei uns gnädig!
Der Herr wende uns sein Antlitz zu und gebe uns seinen Frieden!
So segne uns und alle, die uns nahe sind, der allmächtige und barmherzige Gott:
Der Vater und der Sohn und der Heilige Geist.
Amen

Lied: Gl 286 (3x)

Man kann sich im Anschluss noch einige Zeit nehmen zum persönlichen oder gemeinschaftlichen Gebet, z.B. mit der Ölbergsandacht im Gotteslob (Nr. 702) oder entsprechenden Andachtsabschnitten (Gl 675,3; 675,6)

 

Gründonnerstag 2022
Predigt

Ich gebe es offen zu: Ich tue mir schwer mit dem Ritus der Fußwaschung am Gründonnerstag. Nicht, weil ich mich nicht dazu herablassen möchte, anderen die Füße zu waschen. Nein, sondern weil ich den Eindruck habe, dass dieser Ritus zumindest von seiner Gestaltung, seiner Form her seinen Sitz in unserem Alltagsleben verloren hat.
Ich kann mich noch gut an meine Jugend - und Ministrantenzeit erinnern. Da schritten dann ehrwürdige ältere Herren im schwarzen Anzug und mit schwarzen Lackschuhen nach vorne - mitunter Mitglieder der Kirchenverwaltung oder des Pfarrgemeinderats, bekamen die Füße gewaschen und schritten ebenso würdevoll wieder zurück an ihren Platz in der Erwartung einer Einladung zu einem nachfolgenden Abendessen im Pfarrhaus.
Der Sitz im Leben der Fußwaschung zur Zeit Jesu war ein anderer. Wenn dort jemand zu Besuch kam in einem gehobeneren Haus - mit staubigen und verschmutzten Füßen in den offenen Sandalen, dann löste der Geringste in der Hausgemeinschaft - je nach Lebensverhältnissen auch ein Sklave - die Sandalen von den Füßen und wusch die Füße, damit man sich dann auf Polstern zu Tisch legen konnte.
Es ging eben nicht um die Heraushebung bestimmter Honoratioren, sondern um einen Dienst an jedermann, der zu Besuch kam.
Jesus wandelt die Dimensionen von oben und unten. Er stellt die Verhältnisse auf den Kopf. Er - der Meister - macht sich zum Diener, zum Sklaven, um seinen Jüngern ein Beispiel zu geben; denen, die in ihrer ganzen bisherigen Nachfolgegeschichte auch immer wieder nur ihre eigene Größe und Bedeutung gesucht haben, die sich selber ins beste Licht rücken wollten.
Hat sich so viel geändert in den letzten 2000 Jahren? Wir müssen nicht lange suchen, um sie auszumachen: die Machtmenschen, die Karrieristen, die „Fahrrad-Fahrer“, die nach oben buckeln und nach unten strampeln, um möglichst schnell voran und nach oben zu kommen.
Ein Putin macht sich nicht die Hände schmutzig. Er sitzt wohlgefällig in seinem Kreml - Palast und lässt andere die Drecksarbeit verrichten oder nimmt im schicken Zwei-Reiher fernab von Tod, Leid und Zerstörung Repräsentationstermine in Weißrussland wahr.
Aber auch in unserer Kirche erleben wir bedauerlicherweise, dass es manchen weniger um das Dienen geht, sondern mehr um das eigene Vorwärtskommen.
Die Sehnsucht nach einer Mitra und einem schönen Brustkreuz ist manchem gar zu verlockend.
Doch genau das Beispiel Jesu bräuchte auch heute die Welt und unsere Gesellschaft - die ehrliche, aufrichtige Bereitschaft des Füreinander - Da - Seins, so wie wir es jetzt auch wieder angesichts der Flüchtlingsflut aus der Ukraine erleben: Da lese ich von einer 99- jährigen Frau, die ihr Haus noch einmal für eine fünfköpfige Familie geöffnet hat oder ich habe Familien vor Augen, die seit Jahren klaglos und mit der größten Selbstverständlichkeit die bettlägerige Mutter, den pflegebedürftigen Vater versorgen.
Der Gründonnerstag stellt uns die Bedeutung von Gemeinschaft und Füreinander - Da - Sein vor Augen - im Positiven wie im Negativen. Da werden wir Zeugen des letzten Abschiedsgeschenk Jesu an seine Jünger; quasi sein Vermächtnis an sie und an alle, die ihm nachfolgen wollen. Er selbst wirft sich in die Waagschale des Lebens.
Im Gegensatz dazu werden wir aber auch Zeugen des Verrats durch Judas, der schlafenden Jünger, die Jesus in seiner Todesangst und seiner existentiellen Not im Stich lassen und wir werden Zeugen der Verleugnung durch Petrus.
Wo finde ich meinen, ganz persönlichen Platz in dieser Passion, in dieser Leidensgeschichte, die in diesen Tagen des Krieges, des unschuldigen Sterben, der Zerstörung und des Leids wieder so aktuell geworden ist, wie schon lange nicht mehr?
Welche Rolle wähle ich, welche wird mir zugewiesen?

­